Barrierefreie Websites: Warum Unternehmen jetzt handeln sollten
Ein neues Gesetz und viele offene Fragen
Das Thema barrierefreie Websites rückt seit diesem Jahr stark in den Fokus und das sorgt bei vielen Unternehmen für Verunsicherung. Das neue Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) ist 2025 vollständig in Kraft getreten und verpflichtet Unternehmen mit elektronischem Geschäftsverkehr zu mehr digitaler Zugänglichkeit. Viele fragen sich: Wird das aufwendig? Muss unsere Website komplett neu gebaut werden? Wird das teuer?
Eine einheitliche Antwort gibt es dabei nicht. Doch ein Aspekt gilt für alle Unternehmen: Barrierefreiheit ist kein Hindernis, sondern eine Chance für Unternehmen und für die Gesellschaft.
Barrierefreiheit ist nicht nur ein technisches Thema, sondern in erster Linie ein menschliches.
Im Gespräch mit Nadja Ullrich, Referentin Digitale Teilhabe bei der Aktion Mensch, wird schnell klar, worum es wirklich geht. Laut Ullrich gehe es bei digitaler Barrierefreiheit nicht ausschließlich um die Technik, sondern darum, Menschen nicht auszuschließen. Barrierefreiheit bedeute nicht, jede Regel perfekt zu erfüllen, sondern Websites so zu gestalten, dass möglichst viele Menschen sie nutzen können.
Rund 10 Prozent der Menschen in Deutschland sind auf barrierefreie Websites angewiesen, um am digitalen Leben überhaupt teilhaben zu können. Für mindestens weitere 30 Prozent, etwa ältere Menschen, machen barrierefreie Seiten den Alltag deutlich leichter. Und letztlich profitieren 100 Prozent aller Menschen, denn barrierefreie Websites sind:
- verständlich,
- übersichtlich,
- leicht zu bedienen
- und damit für alle angenehmer zu nutzen.
Wie Ullrich betont: „Barrierefreiheit verbessert die Erfahrung für alle Menschen, nicht nur für diejenigen mit Einschränkungen.“
Barrierefreiheit bedeutet also vor allem auch: bessere Usability. Und bessere Usability bedeutet: mehr Menschen erreichen und überzeugen.
Vier Prinzipien, die jede barrierefreie Website erfüllen sollte
Was gehört zu einer barrierefreien Website? Im Kern sind es die vier Prinzipien der Web Content Accessibility Guidelines (WCAG):
- Wahrnehmbar: gute Kontraste, Alt-Texte, Untertitel
- Bedienbar: nutzbar mit Tastatur, klare Buttons, keine verwirrenden Effekte
- Verständlich: klare Sprache, kurze Sätze, logisch aufgebaut
- Robust: sauber programmiert, kompatibel mit Screenreadern

„Nichtstun ist der falsche Weg.“ Warum Unternehmen keine Angst haben müssen
Die gute Nachricht: Unternehmen müssen nicht sofort alles neu denken.
Nadja Ullrich bringt es auf den Punkt: „Nichtstun ist der falsche Weg.“ Barrierefreiheit sei laut Ullrich ein Prozess und kein Projekt, das von heute auf morgen abgeschlossen sein muss. Wichtig sei, neue Inhalte ab sofort barrierefrei mitzudenken. Schritt für Schritt.
„Alles ist besser, als nichts zu verändern“, sagt sie. Denn jeder kleine Schritt hin zu mehr Klarheit, Lesbarkeit und Nutzerfreundlichkeit ist ein Gewinn für Besucher, für Kunden und für die Marke.
Zwei einfache erste Schritte für Unternehmen:
- Alt-Text einfügen: Beschreibe bei jedem Bild kurz, was drauf zu sehen ist, z. B. „Mitarbeiterin spricht mit Kunde im Büro“. Das hilft Screenreader-Nutzern.
- Menüführung prüfen: Ist das Menü logisch, eindeutig beschriftet und mit der Tab-Taste erreichbar? Wenn ja, bist Du schon einen großen Schritt weiter.
Wer starten möchte, findet bei der Aktion Mensch praktische Unterstützung:
Hilfreiche Tools:
- Kontrastrechner
- Site-Check für Barrierefreiheit
- Checklisten für Texte, Bilder und Design
- Leitfäden für Alt-Texte und Medien
Diese Werkzeuge zeigen schnell, was verbessert werden kann – ganz ohne Spezialwissen.
Barrierefreiheit gehört in die Unternehmensstrategie
Wichtig ist, Barrierefreiheit nicht als einmalige Aufgabe zu verstehen. Sie gehört in die Produktentwicklung, in die Websiteplanung, in Designprozesse und in die Unternehmenskommunikation.
Laut Nadja Ullrich sollten Unternehmen Barrierefreiheit genauso selbstverständlich mitdenken wie Sicherheit oder Datenschutz. Es sei ein Teil moderner Markenführung und Ausdruck von Verantwortung.
Es geht darum:
- Zugang zu schaffen,
- niemanden auszuschließen,
- digitale Teilhabe zu ermöglichen,
- und gleichzeitig die eigene Marke zu stärken.
Unternehmen, die das Thema früh integrieren, profitieren doppelt:
Ihre Kommunikation wird moderner, offener und kundenfreundlicher.
Fazit
Der richtige Zeitpunkt zu starten ist jetzt und barrierefreie Websites sind nicht kompliziert. Sie sind sinnvoll. Sie helfen Menschen. Und sie helfen Unternehmen. „Der wichtigste Schritt ist der erste und der kann heute beginnen. Barrierefreiheit ist kein Zusatz. Sie ist Teil einer inklusiven Gesellschaft,“ so Ullrich.
Wenn auch Du das Themen rund um die digitale Barrierefreiheit für Dein Unternehmen angehen willst, sprich uns gerne an.
Fotos: Adobe Stock/chika_milan, Adobe Stock/Михаил Решетников
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